Burlafingen

Ortsgeschichte

Einem Doppelarmring aus Bronze, den man in Burlafingen fand, ist es zuzuschreiben, dass man weiß, dass schon in der Hügelgräberbronzezeit (1600 bis 1250 v. Chr.) Menschen hier gelebt haben.

Ein eisernes Schwert aus der La-Téne-Zeit (450 v. Chr. bis um Christi Geburt), auch aus Burlafingen, gilt als Beleg für eine keltische Besiedelung.

Zu der Zeit, als Pontius Pilatus römischer Prokurator in Judäa war, Julius Cäsar den Julianischen Kalender, den Ursprung unserer heutigen Zeitrechnung, einführte und Rhein, Donau und der Limes die Grenze zwischen Germanien und dem Römerreich bildeten, lebten hier römische Soldaten. Ein Helm aus Bronze, der wohl um 30 n. Chr. verloren wurde und im Besitz eines Legionärs mit dem Namen Marcus Munatius gewesen war, gehörte zur Ausrüstung der 16. Römischen Legion.

Bei der Ausbeute der im Mündungsdreieck Donau-Iller reichlich vorhandenen Kies- und Sandanschwemmungen kamen mächtige Eichen aus gut erhaltenem schwarzen Holz ans Tageslicht; darunter auch eine etwa 2000 Jahre alte Mooreiche mit einer deutlich erkennbaren Bearbeitung durch Menschenhand.

Im 3. Jahrhundert, als die Alemannen weiter nach Süden vordrangen und ein Großteil der römischen Legionen nach Italien abgezogen worden war, begann die alemannische Besiedelung in unserem Raum. Die harten Auseinandersetzungen mit den Römern ließ das Gebiet völlig verarmen.

Der Name Burlafingen weist auf eine alemannische Siedlung hin, benannt nach einem der siegreichen Anführer. Als Karl der Große nach 800 weite Teile der Ulmer Gegend durch eine Schenkung dem Kloster Reichenau vermachte, kam vermutlich auch Burlafingen in den Besitz des Klosters. Die Grafen von Kirchberg bekamen von ihm Burlafingen als Lehen. Sie gaben den Ort an untergeordnete Lehnsherren weiter. 1287 übertrug Gerwic, der Güß von Güssenberg, seine Besitzungen dem Kloster Söflingen. Im selben Jahr übergaben die Grafen von Kirchberg die Rechte an ihren Besitzungen in Burlafingen ebenfalls dem Nonnenkloster Söflingen.

Auch Ulmer Bürger waren Grundherren in Burlafingen. 1354 verkaufte der Ulmer Fritz Fainagg seine Burlafinger Güter an das Ulmer Spital. Bis 1803 war das Frauenkloster der Klarissinnen in Söflingen und das Ulmer Spital die Hauptgrundbesitzer in Burlafingen. Die hohe Gerichtsbarkeit wurde von der Reichsstadt Ulm ausgeübt.

Frühzeitig schon scheint Burlafingen ein Pfarrdorf gewesen zu sein. Um 1330 ist mehrmals ein Pfarrer, der „Bruder Heinrich von Burlafingen”, beurkundet. Es war eine Kapelle vorhanden, die immer wieder von Plünderern und Räubern heimgesucht wurde.

Nachdem sich die Ulmer Bürger 1530 durch Abstimmung für die Reformation entschieden hatten, versuchte 1542 die Stadt Ulm, diese auch in Söflingen und dessen Gebiet durchzusetzen. Das Ansinnen scheiterte jedoch am Widerstand der Äbtissin; Burlafingen blieb katholisch. Ab 1676 sind alle in der Pfarrei Burlafingen wirkenden Pfarrer nachgewiesen.

1810 kam Ulm zu Württemberg. Die Katholiken des neu erstandenen Neu-Ulm wurden daraufhin der Pfarrei Burlafingen zugeteilt. Ihre Zahl wuchs dadurch von 270 auf 370 an: Nun war die Kirche zu klein und überdies in schlechtem Zustand. Als dann 1819 gar der Kirchturm einstürzte, musste eine neue Kirche gebaut werden. Mit Ausnahme des Turmes, der 1921 um 4 Meter erhöht wurde, ist die damalige Grundform heute noch erhalten. Nach Ausbesserungen im Jahre 1868, einer ersten Restaurierung 1907 und weiteren Erhaltungsmaßnahmen wurde sie nach dem Erwerb durch die evangelische Kirchengemeinde in den Jahren 1964/65 umgebaut. Eine neue katholische Kirche, St. Konrad, war inzwischen nach 3-jähriger Bauzeit am 12. November 1960 eingeweiht worden.

 

Weiter wichtige Ereignisse aus der Gemeindegeschichte:

1635 sterben in Ulm und Umgebung 15.000 Menschen an Hunger und an der Pest; auch Burlafingen bleibt nicht verschont;

1648 wird Burlafingen im Dreißigjährigen Krieg hart mitgenommen;

1790 wird der katholische Pfarrhof gebaut. Im Dorf selbst gibt es noch zwei „spitalische Bauernhöfe“ mit evangelischen Besitzern;

1805 lagert während der Schlacht von Elchingen französische Kavallerie in Burlafingen;

1813 bringt die Niederlage Napoleons russische Einquartierung;

1817 wird das erste Schulhaus gebaut;

1845 fallen 17 Häuser einer Brandstiftung zum Opfer;

1860 wird ein Schulhaus mit Lehrerwohnung errichtet;

1874 erfolgt die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr;

1875 wird Burlafingen Haltepunkt an der 1853 eröffneten Eisenbahnlinie Ulm-Augsburg;

1909 erhält Burlafingen elektrischen Strom.

 

Im Ersten Weltkrieg 1914 – 1918 müssen 19 Bürger Burlafingens ihr Leben lassen, vier werden vermisst.

Aus dem Zweiten Weltkrieg – Burlafingen ist inzwischen auf fast 1000 Einwohner angewachsen – kehren 128 Männer nicht mehr zurück; 84 sind gefallen, 44 werden vermisst. Fünf Frauen kommen bei Luftangriffen ums Leben.

Nachdem in den Kriegsjahren „Ausgebombte” ortsansässig wurden, ist die Einwohnerzahl bei Kriegsende nahezu unverändert. Durch den Zuzug Heimatvertriebener aus den Ostgebieten in den folgenden Jahren steigt die Zahl der Bewohner rasch auf nahezu das Doppelte. Es fehlt nicht nur an Wohnungen, auch Kirche, Schule und öffentliche Einrichtungen sind zu klein geworden.

Es werden ein neuer Friedhof angelegt, ein Schulhaus gebaut, die Straßen geteert, der Omnibusverkehr nach Neu-Ulm aufgenommen; 1960 wird eine neue Kirche eingeweiht, ihr Geläute ertönt erstmals in der Christnacht.

Wappen Burlafingen

 

Bald darauf erhält Burlafingen sein Gemeindewappen; auf ihm sind die geschichtlichen Zusammenhänge versinnbildlicht durch das durchgehende rote Reichenauer Tatzenkreuz, den sechsstrahligen roten Stern aus dem Wappen der Güß und durch den schwarzen Einhornrumpf aus dem Wappen der Fainagg.

 

In den folgenden Jahren wird der katholische Kindergarten eingerichtet, und zwischen Pfuhl und Burlafingen wird ein modernes Schulzentrum erstellt.

Seit dem 1. Juni 1977 ist Burlafingen Stadtteil der Großen Kreisstadt Neu-Ulm. Mit nunmehr 4300 Einwohnern hat es dennoch im Wesentlichen seine dörfliche Eigenständigkeit bewahrt.

Die „Inselhalle”, ein Mehrzweckbau, dessen Erstellung die Stadt Neu-Ulm vor der Eingliederung Burlafingens zugesagt hatte, wird 1981 ihrer Bestimmung übergeben. Mit einem ungewöhnlich hohen Anteil an Eigenleistungen haben hier die Burlafinger ihr Zusammengehörigkeitsgefühl bewiesen. Und das tun sie auch immer dann, wenn sie Feste feiern.

1986 schließt die Deutsche Bundesbahn zum Leidwesen mancher Pendler den Bahnhof. Nur noch ein Jahr bleibt unser Ort ein Haltepunkt für Nahverkehrszüge.

Dass die Burlafinger zu feiern verstehen, beweisen sie ganz besonders 1987. Vor 700 Jahren wurde der Ortsname erstmals urkundlich erwähnt. In Erinnerung an die Vergangenheit und die Geschichte des Ortes und seiner Einwohner wird im Festjahr eine historische Trachtengruppe gegründet. Der Höhepunkt der Feierlichkeiten ist der große historische Festumzug, bei dem Tausende von begeisterten und staunenden Besuchern die Stationen der Ortsgeschichte in eindrucksvoller Weide vorgeführt werden.

Im Sommer 1989 atmen viele Burlafinger erleichtert auf, denn offiziell und endgültig schließt die Kreismülldeponie ihre Tore.

 

Abschließend noch die geographische Lage: 465 Meter über dem Meeresspiegel und 5 km ostwärts des Schnittpunktes des 10. Grades östlicher Länge mit der Donau.

 

Ortschronik von Hermann Förg († Mai 1990), ab 1986 ergänzt.